Mein persönlicher Genesungsweg und das Bad Herrenalber Modell
(Teil 1) Auszüge aus meinem Vortrag auf dem Kolloquium des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim am 02.08.2022 über das Behandlungskonzept der Psychosomatischen Klinik Bad Herrenalb - ein Überblick über die Besonderheiten gemeinsam vorgetragen mit Rolf Krause, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Mein Name ist Thomas Richter, ich bin 57 Jahre alt und habe noch in der DDR Psychologie studiert. Ich habe nach kurzer Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschung in die IT gewechselt und habe dann viele Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Seit November 2021 bin ich Mitglied im Betroffenbeirat des Zentralinstitutes für Seelische Gesundheit in Mannheim.
Ich erkrankte das erste Mal im Jahr 2000 an einer Depression und konnte in der Folge dieser Erkrankung eine Selbsthilfegruppe für emotionale Gesundheit finden, die nach dem 12 Schritte Programm der Anonymen Alkoholiker arbeitet. In jeder größeren Stadt findet man Meetings der 12 Schritte Gruppen. Man kann deren Treffen in den Selbsthilfe Kontaktstellen erfragen. Über die Kontakte in der 12 Schritte Gruppe habe ich von der Adula-Klinik erfahren, einer psychosomatischen Akut-Klinik, die nach dem Bad Herrenalber Modell arbeitet. Nach einer erneuten Krise im Jahr 2004 war ich acht Wochen Patient in dieser Klinik.
Ich habe in dieser Zeit das Buch “Von mir aus nennt es Wahnsinn” von Jacky Lair und Walther Lechler gelesen. In diesem Buch beschreibt Jacky, eine Frau aus Montana in den USA, wie sie ihren Aufenthalt in der Bad Herrenalber Klinik im Jahr 1978 erlebte und wie dieser Aufenthalt ihr Leben grundlegend zum Besseren veränderte. Sie beschrieb in diesem Buch den Klinikaufenthalt als ihre Wiedergeburt, einen tiefgreifenden Wandlungsprozess der Heilung. Diesen Wandlungsprozess habe ich bei mir leider nicht so in der Adula-Klinik erlebt, jedoch verbesserte sich mein Zustand in den acht Wochen deutlich.
In den Folgejahren hatte ich mehrfach depressive Episoden. Ich bin weiter in die Selbsthilfegruppen gegangen und konnte mich durch die Unterstützung in den Gruppen stabilisieren. Außerdem habe ich an Therapiegruppen in Bonding-Psychotherapie teilgenommen, die ich selbst bezahlt habe. Als es mir 2010 wieder sehr viel schlechter ging, habe ich mir verschiedene Kliniken angesehen. In der Bad Herrenalber Klinik habe ich mich am stärksten willkommen gefühlt. Ich spürte, dass da etwas Besonderes in der Luft lag. Ich habe mich deshalb für einen Klinikaufenthalt in Bad Herrenalb entschieden. Im November 2011 musste ich dort leider miterleben, wie dieses wirksame Klinikkonzept vor meinen Augen abgeschafft wurde. Das hat in mir eine grosse Enttäuschung ausgelöst, aber auch Energie freigesetzt, so dass ich mich seit einiger Zeit im Verein Forum Herrenalber Modell dafür einsetze, das Klinikkonzept und die Erfahrungen von Bad Herrenalb zu erhalten.
Weiter Teil 2